Katastrophenwarnung in Deutschland: Lessons Learned
Am 10. September 2020 fand zum ersten bundesweiten Warntag ein weit angelegter Probealarm statt,...
Von: Anke Lüders-Gollnick am 23.8.2021
Das Hochwasser im Ahrtal diesen Sommer entwickelte sich auch deshalb zur Katastrophe, weil die Warnsysteme stellenweise offenbar versagt hatten. In den Medien wurde dazu eine breite öffentliche Diskussion angestoßen. e*Message-CEO Dietmar Gollnick konnte als Experte in verschiedenen Medien erläutern, wie das Funkrufnetz die Alarmierung zuverlässiger machen kann. „Die Zeit“ nimmt in den Blick, wie diese bewährte, robuste Technologie in Deutschland funktioniert:
Fallen Mobilfunknetze aus, kann über diesen Weg auch nicht zuverlässig gewarnt werden
In zahlreichen Hochwasserregionen funktionierten Mobiltelefone nicht, da die Unwetter zahlreiche Strom- und Mobilfunkmasten und Zuleitungen beschädigt hatten. In so einem Fall kommen über Mobilfunknetze auch keine Warnmeldungen beim Empfänger an. Steht allerdings zusätzlich ein anderes, unabhängiges und redundant arbeitendes Kommunikationsnetz zur Verfügung, kann das im Katastrophenfall Leben retten. Das in Deutschland seit Jahrzehnten existente und erfolgreich betriebene Funkrufnetz, das auch an das Modulare Warnsystem (MoWaS) des Bundes angeschlossen ist, ist dafür bestens geeignet. Es könnte aber noch umfangreicher genutzt werden als bisher. Die Empfangsgeräte sind bis dato noch nicht so weit verbreitet, wie es wünschenswert - und für den Katastrophenfall absolut nötig - wäre.
Die Wochenzeitung „Die Zeit” nimmt dieses wichtige Potenzial des Funkrufnetzes in den Blick: „[…] Wir arbeiten hauptsächlich mit Unternehmen zusammen, zum Beispiel mit Energieversorgern, die über unser System ihre Techniker rufen“, sagt Dietmar Gollnick. Seine Firma e*Message betreibt das Funkrufnetz in Deutschland, nachdem sie es im Jahr 2000 von der Telekom übernommen hatte.”
In Gelsenkirchen und im Landkreis Rostock haben die Feuerwehren e*Message-Pager im Einsatz, um die Warnungen, die über MoWaS hereinkommen, zuverlässig empfangen zu können. Die Autoren der „Zeit“ nennen die schlanke Infrastruktur und die große Stabilität, als Vorzüge des Funkrufnetzes: „[…] Weil es in einer niedrigeren Frequenz sendet, braucht man gerade einmal 800 Masten, um ganz Deutschland zu versorgen, gefunkt wird oft von Fernsehtürmen. Das Signal bekommt der Funkturm per Satellit. „Das Netz ist sehr unabhängig von anderen Infrastrukturen und genau das ist im Katastrophenfall wichtig", sagt Gollnick.“
Denkbar wäre es, das Funkrufnetz flächendeckend einzusetzen, sowohl als Kommunikationsmittel für professionelle Helferinnen und Helfer, aber auch für die normale Bevölkerung. Es gibt Rauchmelder, die Nachrichten über das Funkrufnetz empfangen und Warnsignale und Durchsagen ausgeben können. "Rauchwarnmelder sind ohnehin in jedem Neubau Pflicht, es wäre sehr einfach, sich auf einen Standard zu einigen, damit sie nicht nur vor Rauch, sondern auch vor anderen Katastrophen warnen können", sagt Gollnick. [...]“1
Die Zukunftsfähigkeit des Funkrufnetzes wird von der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) beleuchtet. Insbesondere, dass die Infrastruktur vor Ort nicht vorhanden oder nicht ausreichend robust war, machte es für Einsatz- und Rettungskräfte schwer, sich abzusprechen und zu koordinieren.
„[...] Auch deshalb wird gerade in der Politik über das sogenannte „Cell Broadcasting“ debattiert, mit dieser Technik wird eine Nachricht über Mobiltelefonie an alle Empfänger verschickt, die sich in der betreffenden Funkzelle aufhalten. „Sich nur auf das Mobilfunknetz zu verlassen, ist fahrlässig“, warnt jedoch Dietmar Gollnick, Chef des Berliner Unternehmens E-Message. „Doppelt gestrickt“ sei die Alarmierung in jedem Fall sicherer.“
Die Autoren der FAZ blicken auch zurück auf die Entwicklung, die der Siegeszug des Mobilfunks seit den 1990er Jahren verursacht hat: Pager und Funkruf werden heute beinahe nur noch von professionellen Einsatzkräften wie Berufsfeuerwehren – oder auch von Unternehmen genutzt und könnten auch für die Warnung der Bevölkerung wieder wichtiger werden. Das von e*Message betriebene Sicherheitsfunknetz auf NP2M-Basis (Narrowband Point-to-Multipoint) ist mit 1200 Sendestationen in Deutschland und Frankreich das Größte in Europa.
„Die Nachrichten, normalerweise kurze Texte, erreichten ihre Empfänger „zuverlässiger als über öffentliche Mobiltelefonnetze“, betont E-Message. Das funktioniere auch in hochsensiblen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder in abgeschirmten Bereichen wie Tiefgaragen, Tunneln oder Stahlbetonbauten. [...]“2
e*Message ist Partner des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und bietet mit dem e*Warn-Konzept vielseitige Lösungen an – von der Funknetztechnologie bis hin zu verschiedenen Empfangsgeräten für die Bevölkerung an.
1 Quelle: Zeit Online "Deutschland warnt - aber leider falsch" verfasst von Jakob von Lindern, Jurik Caspar Iser und Dirk Peitz am 22. Juli 2021, https://www.zeit.de/digital/2021-07/warnsysteme-deutschland-hochwasser-cell-broadcast-sirenen-katastrophenschutz-meldeketten-sicherheit#das-ersatz-netz-wird-kaum-genutzt
2 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung "Was man aus Katastrophen lernen kann" verfasst von Thiemo Heeg und Jonas Jansen am 27. Juli 2021, https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/hochwasser-umgang-mit-flutkatastrophen-in-der-zukunft-17455222.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
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