Sicherheitsfunknetz leistet einen wichtigen Beitrag zum Katastrophenschutz
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Von: Carsten Hofmann am 7.10.2020
Am 10. September 2020 fand zum ersten bundesweiten Warntag ein weit angelegter Probealarm statt, bei dem Bund, Länder und Kommunen das Warnsystem MoWaS testeten und verschiedene Warnmittel ausgelöst wurden – vom Radio über Warn-Apps wie „NINA“ oder „KATWARN“ bis hin zum e*BOS-Meldeempfänger mit Warnkanal oder der funkgesteuerten Sirene. Dabei hat noch nicht alles einwandfrei funktioniert, aber das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bemerkte, dass der Verlauf des Tests „wichtige Erkenntnisse für den Ausbau“ des Meldesystems gebracht hätte. Wie steht es nun um das Warnsystem in Deutschland? Wie können Bürger bestmöglich gewarnt werden? Antworten liefert der Warnsystem-Experten Carsten Hofmann.
Hofmann: Die Wahrnehmung an sich hat sich nicht verändert. Nur die Aufmerksamkeit ist durch die Medienpräsenz im Vorfeld gestiegen. Dass der Probealarm dann nicht überall wie vorgesehen funktionierte, lag laut BBK an der „nicht vorgesehenen zeitgleichen Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen“, die vorher nicht abgesprochen waren.
Hofmann: Als die MoWaS-Meldung bei uns ankam, wurde sie über das e*Message-Netz zeitgleich und fehlerfrei an alle angeschlossenen Nutzer weitergeleitet. Dazu gehören u. a. die Feuerwehr des Landkreises Rostock und die Feuerwehr Gelsenkirchen. Auch die Auslösung der Sirenen über das e*Message-Netz hat einwandfrei funktioniert. Unsere gewonnenen Erkenntnisse werden wir dem BBK für die weitere Optimierung des bundesweiten Warnsystems gern zur Verfügung stellen.
Hofmann: Der Probealarm war ein wichtiger Test. Und bei einem Test funktioniert nicht immer alles. Da muss jetzt tiefer analysiert werden. Ich weiß, dass an dieser Problematik gearbeitet wird. Mein Hinweis ist: Bitte, Ende zu Ende denken. Wenn das Mameladenbrot fällt, fällt es auf die Marmeladenseite. Bitte, für ganz prinzipielle Dinge 7 (oder 9) Menschen aus Verwaltung,
Wissenschaft und Industrie zusammen bringen. Das Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit (ZOES), bei dem wir
Gründungsmitglied sind, wäre eine sehr gute Basis dafür.
Hofmann: Die Bevölkerungswarnung ist bei Katastrophen und allgemeinen Gefahrenlagen Ländersache. Im Verteidigungsfall übernimmt das der Bund, die Aufgaben werden durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wahrgenommen. Bund und Länder arbeiten in beiden Tätigkeitsfeldern eng zusammen und nutzen vielfach die gleiche Warninfrastruktur. In besonderen Fällen löst der Bund die Warnungen auch unmittelbar aus. Zudem führen auch die Länder Warnungen im Auftrag des Bundes aus. Die Zuständigkeiten der Warnung der Bevölkerung sind im § 6 Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz (ZSKG) festgehalten.
Hofmann: Ganz eindeutig, ja. In einigen Bundesländern werden Sirenen noch für den Brand- und Katastrophenschutz genutzt. Tatsächlich wurden Sirenen in den letzten Jahren sogar wieder konzipiert und neu aufgebaut, so zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen.
Hofmann: Das Modulare Warnsystem (MoWaS) wird durch das BBK flächendeckend eingesetzt. Es dient zur Warnung der Bevölkerung für Zivilschutzzwecke. Vorläufer war das satellitengestützte Warnsystem (SatWaS). Dieses konnte bundesweit einzelne Meldungen zeitgleich an alle angeschlossenen Rundfunkanstalten und Medienhäuser übertragen. Mit MoWaS können heute über unterschiedliche Übertragungswege und Multiplikatoren verschiedene Warnmittel und damit die Bevölkerung direkt erreicht werden. Ausgelöst werden die Warnungen durch sogenannte S/E-Stationen des Bundes, der Länder und – gegebenenfalls – in den unteren Katastrophenschutzbehörden der Landkreise und Kommunen. Diese werden dann über den zentralen Warnserver an die Warnmultiplikatoren übertragen.
Hofmann: An MoWaS sind vielfältige Warnmittel angeschlossen, zum Beispiel TV- und Radiogeräte oder Pager, aber auch smartphone-basierte Services wie die Warn-Apps „NINA", ,,KATWARN" und „BIWAPP". Sie werden von Multiplikatoren, wie zum Beispiel den großen Medienbetreibern, mit Meldungen versorgt. e*Message ist ebenfalls ein solcher Multiplikator: Wir versorgen unsere Kunden über einen speziellen Warnkanal mit den Meldungen aus MoWaS. Dafür nutzen wir unser Sicherheitsfunknetz und übertragen die Warnungen auf unsere Endgeräte, also Pager und weitere Empfänger. Sicherheitsfunknetz und die dieses nutzende Endgeräte werden hoch verfügbar und mit hoher Zuverlässigkeit in ganz Deutschland von unterschiedlichen Anwendern, wie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, eingesetzt. Die MoWaS-Warnungen sind insbesondere für Einsatzkräfte der freiwilligen, Berufs- und Werkfeuerwehren sowie Bereitschaftsdienste der Ver- und Entsorger von Interesse.
Hofmann: Das Kernnetz ist hochverfügbar redundant aufgebaut. Alle Stationen und Warnserver sind sowohl über eine Satellitenverbindung wie auch über eine terrestrische gesicherte Datenleitung verbunden. Damit ist auch bei Unwetterereignissen eine wechselseitige Verbindung gewährleistet. Die Übermittlung erfolgt end-to-end-verschlüsselt. Die Zugänge zu MoWaS sind mehrfach gesichert und erfordern eine Zweifaktoren-Autorisierung. Die Anbindung der wichtigen Warnmultiplikatoren erfolgt über eine Satellitenverbindung. Die Rechenzentren stehen in Deutschland.
Hofmann: Der Weg von den unterschiedlichen Leitstellen über MoWaS bis zum einzelnen Pager ist hochverfügbar und verschlüsselt aufgebaut. Die Warnungen sind für alle Nutzer interessant, die bereits aufgrund ihrer Aufgaben im Katastrophen- und/oder Brandschutz oder als Einsatzkraft im Service und Bereitschaftsdienst der Energieversorger sowie im medizinischen Bereich, z. B. als Ersthelfer, tätig sind. Sie können aufgrund ihrer Aufgaben und Erfahrungen besonders wirksam in entsprechenden Situationen handeln. Voraussetzung ist die rechtzeitige Information über einen sicheren Kommunikationsweg. Auf kommunaler Ebene werden z. B. die Warnungen für' alle Feuerwehrleute im Landkreis Rostock oder in Gelsenkirchen von E-Message übertragen.
Hofmann: Ich würde mir wünschen, dass MoWaS in allen Facetten zielgerichtet weiter ausgebaut wird, um mehr Menschen zu erreichen. Insbesondere fehlt es noch an einem zuverlässigen Warnmittel für Innenräume mit Weckeffekt: Der Warn-Chip im Rauchwarnmelder sollte deshalb weiter vorangetrieben und gefördert werden.
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