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Noch besser vorbereitet sein

 Es war ein schrecklicher Freitag-Abend und eine beunruhigende Nacht in München, nicht nur rund um das OEZ. Mit – glücklicher Weise vermeintlich – mehreren Krisenpunkten in der Stadt. Und allen in Deutschland, die darum bangten, dass die Sicherheitskräfte schnell „vor die Lage“ kommen.

Wie bekannt beschäftigen wir uns mit Fragen der Alarmierung von Einsatzkräften und der Warnung der Bevölkerung in Krisenfällen. Was schreibt man da, ohne dass man in die vertriebliche Ecke gestellt wird? Schreibt man überhaupt etwas?

Wir wollen es versuchen.

Seit 2004 ist e*Message einer der wenigen Netzbetreiber, der über eine Vereinbarung mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) am Bund-Länder-Warnsystem SatWas (jetzt MoWas) mitwirkt. Sowohl BBK („NINA“) als auch Fraunhofer Fokus („KatWarn“) haben in Warn-Apps für das Smartphone investiert. Die gute Zusammenarbeit mit beiden dokumentieren diese Beiträge: "10 Jahre Zusammenarbeit von Bundesamt und e*Message Deutschland.", "Katastrophenschutz via Unwettersirene"

Trotzdem: VOR solchen Vorkommnissen wie in München sollte die Technik stehen. Damit dann der ernsthafte Content auch zu denen kommen kann, die ihn dringend benötigen. Wo und wann das sein muss, weiß man vorher meistens nicht. Folgende Reserven konnten zum Teil „live“ verfolgt werden: Das BBK hatte mit seiner App Nina technische Schwierigkeiten und teilte auf Anfrage mit, man solle sich an die sonstigen Kanäle der Münchner Polizei halten. KatWarn wurde stark genutzt und fast zwangsläufig kam es zu volumenbedingten Problemen.

Zu größeren Teilen könnte Abhilfe geschaffen werden. Fakten:

  1. Paging-typische Dienste (im Weiteren „NP2M“*) haben keinerlei Schwierigkeiten mit vielen gleichzeitig mit der selben Information zu versorgenden Adressaten. Das können gern auch Millionen Menschen sein, die zu warnen sind. Kein Engpass, der sich zum Beispiel aus Wireless Internet oder GPRS ergeben würde.
  2. Vodafone, Telekom und O2 sind in den letzten Monaten häufig und großflächig ausgefallen**. NP2M-Dienste sind fast vollkommen unabhängig von anderen Mobilfunknetzen.

Konkrete Vorschläge:

  1. Warnsirenen (www.ewarn.de) müssten in öffentliche Gebäude und Einrichtungen. Sie könnten zukünftig auch das Aussehen von Tablet-PC haben.
  2. Ein Chip, wie bereits 2012 vom Industrieverband ZVEI vorgeschlagen, sollte in die Rauchwarnmelder in den Haushalten zum Warnen und Wecken im Notfall.:
    www.zvei.org/Publikationen/Rauchwarnmelder_als_Katastrophenschutz.pdf
  3. Vertrauenswürdige „Master-Informationen“. Die in Ämtern, Schulen und Krankenhäusern verteilten Warnsirenen könnten dann auch helfen, mit einem immer stärkeren Phänomen fertig zu werden: Unbewusst oder gar bewusst gelegte falsche Fährten in den sozialen Medien. Beim Paging kann man auf den „aussendenden Account“ nicht zugreifen. Die Zentrale ist „Herr der Information“.
  4. Einsatzkräfte herbei rufen. Auch sehr große Gruppen können deutschlandweit ohne Vorbereitung und auch bei Netzausfall oder Netzabschaltung*** in den Mobiltelefonnetzen herbeigerufen werden.
e*Warn Sirene
e*Warn Sirene
Rauchwarnmelder mit möglichem Warnchip
Rauchwarnmelder mit möglichem Warnchip

 

 

Ob zum Herbeirufen von Einsatzkräften oder als Werkzeug zuverlässiger rechtzeitiger Warnung oder als Backup für das zentral initiierte Verteilen von vertrauenswürdigen Informationen ist NP2M oder dessen Teilmenge Paging nicht verzichtbar.

 

Solch ein Warnsystem soll und muss natürlich verschiedene Kanäle bedienen. Ob Smartphone, Faxgerät oder Pager sollte das prinzipiell kein Problem sein.

Der Paging-Kongress 2014 hatte dazu machbare und breit unterstützte Vorschläge erarbeitet: PagingKongress2014_Entschliessung.pdf

Wir sollten ein paar Dinge, die wir in der „warnaffinen Community“ längst für gut befunden haben, endlich kraftvoll durchsetzen.

Dietmar Gollnick

* Narrowband Point to Multipoint (NP2M) - seit 2013 eine Obermenge Paging (dt. Funkruf)-typischer Dienste, durch ETSI und CEPT definiert, siehe auch www.emessage.de/emessage/aktuelles

** www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/mobilfunknetz-massive-stoerung-bei-der-telekom
Weiterhin gibt es Berichte über eine mögliche Zusammenarbeit der drei deutschen Mobiltelefonanbieter bei den jetzt offensichtlich häufigeren Ausfällen. Sinnvoll, aber wegen der Nutzung gemeinsamer Ressourcen nur begrenzt wirksam.

*** Wie zum Beispiel in London im Juli 2005: www.emessage.de/emessage/blog/posts/201507_77-london-bombings.php