Die Wahl in den USA fällt auf Paging
Brad Dye, Herausgeber der „Wireless Messaging News“ veröffentlichte kürzlich in seinem regelmäßig...
Von: Dietmar Gollnick am 4.5.2016
Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder der Critical Messaging Association – European Chapter zur Bestandsaufnahme und Diskussion. Nach Berlin und Prag war es am 21. April 2016 die Hauptstadt der Lombardei und der Mode, die nun Pilgerstätte von Unternehmen des anwendungskritischen und professionellen Messagings war.
Sara Isoardo war mit RadioActivity Srl. aus Mailand defacto so etwas wie der informelle Gastgeber. Sie berichtete über das Motorola-Erbe beim Professionellen Mobilfunk in Italien und darüber, dass heute doch viele Aktivitäten eben nicht bei A
usländern sind, sondern bei Finmeccanica aus Turin. Interessant sind die Produkte der jungen RadioActivity, weil analoger Funk, DMR und POCSAG von einer Basisstation aus betrieben werden können. Etwas, was man sich anschauen sollte, wenn man kombinieren und für höhere Sicherheits- und Bequemlichkeitsstandards sorgen will.
Wie schon in Berlin war Kevin Delaney (OfCom, Großbritannien) eine Bereicherung sowohl von Vortrags- als auch von Diskussionsseite. Schließlich ist er Verantwortungsträger beim britischen Telekom-Regulierer. Wieder ging es um M2M (Machine-to-Machine-Kommunikation) und auch darum, wo denn neue Anwendungen im Frequenzband angesiedelt werden sollten. Und es war ein kleiner Link zum Vortrag von Ron Wray zu erkennen. Schließlich wollen mehrere neue Anbieter Frequenzbereiche für ihre „Internet-of-Things“-Angebote. Wenn man die Zeiträume ansieht, in denen Regulierer arbeiten und wenn man wie wir auf der CEPT-Konferenz in Mainz war, hat man doch den Eindruck, dass der eine oder andere Anbieter eher für die Finanzinvestitionsindustrie als für den Endkunden arbeitet. Spannend. Aber, mehr dazu weiter unten.
H. Pfurtscheller, CTO von Swissphone, berichtete über die 250-Teilnehmer-Konferenz zum Thema Blackout, die sein Unternehmen in der Schweiz durchgeführt hatte. Er und alle hatten den Eindruck, dass sich gerade in der Wahrnehmung von Risiken und Absicherungen dagegen etwas verändert. Wer Nachrichten und Alarme sicher ans Ziel bringen möchte, der sollte nicht alles auf eine Karte und nur auf TETRA oder gar nur auf Mobiltelefonie setzen. Paging hat erhebliche Vorteile was Verfügbarkeit, Redundanz, Unabhängigkeit vom Internet, Funkversorgung und kommandoorientierte Übertragung an viele Teilnehmer gleichzeitig betrifft. Das war dann auch die Hauptnachricht des Kongresses in der Schweiz.
Mich hatten die Veranstalter des Meetings in Mailand gebeten, über meinen Vortrag und die Reaktion darauf auf der CIPRE 2016, der Konferenz über „Critical Infrastructure Protection and Resilience Europe“ Anfang März in Den Haag zu berichten. Aus der Entfernung etwas digital und sicher zu steuern – das war Hauptgegenstand des Vortrages in Den Haag. Mit vielen Berührungspunkten zu den weiteren Vortragenden wie dem Chef der Cybersicherheit der RWE AG oder von Vortragenden aus der Sicherheitsforschung in Europa und Israel. Noch vor ein paar Jahren hätte man zu diesem Gremium sicher keinen Paging-Vertreter reden lassen. Aber – so auch der Tenor auf dem Mailänder Treffen – mit „All-IP“ und „All-Internet“ erhöht sich die Gefahr von Single Point of Failure erheblich. Die separate und so ganz andere Infrastruktur des NP2M (und darunter des Paging) hilft erheblich, höhere Sicherheitsstandards auch im Cyber-Umfeld zu erreichen.
Ron Wray von Multitone Großbritannien hatte sich auf das Thema „Internet of Things“ (oder konservative Marketingaussage: „M2M“) vorbereitet. Er gab quasi einen Überblick über die Aktivitäten und es entspann sich eine ausgiebige Diskussion dazu. Hier einige Meinungssplitter:
Zu nennen sind hier die Namen der beiden Implementierungsstarts von sigfox und LoraWAN. Und im allgemeinen LPWA.
„Sie arbeiten für ihre Geldgeber, nicht für die Lösungen.“
„Nichts ist fertig. Alle sind in einem Wettkampf der nichtstandardisierten Lösungen“
„Die herkömmlichen Telekommunikationsanbieter werden auf ihre hohen Deckungsbeiträge aus Nachrichtenübertragung nicht verzichten wollen. Sie werden sich an die Spitze der Bewegung stellen, um sie einschlafen zu lassen.“
"Seriöse Unternehmen wie E.ON sind dabei, mit einer Hand voll Funk-Standorten in Hamburg und Berlin zu behaupten, sie hätten ein LPWAN-Netz. Das gefährdet die seriöse Sache.“
„Ja, eine sehr preiswerte und auf mittlerem (und unterem) Level arbeitende Infrastruktur für Meldungen, die die Dinge des Internets (oder andere) absetzen wollen – das wäre schon eine gute Ergänzung in einem Pager.“
„Die Schweiz (Swisscom) geht voran und baut LoraWAN landesweit auf. Nur, gibt es das doch noch gar nicht für flächendeckende Netze. Wassoll da eigentlich ausgebaut werden?“
„Kann man außer dem Füllstand von Glascontainern eigentlich auf so wackliger Infrastruktur und ohne exklusive Frequenzbereiche sicherheitsorientierte Anwendungen bauen?“
„Wie sieht denn der Geschäftsplan in EXCEL-Form für eine LPWAN-Betreibergesellschaft aus? Wer zahlt die Mieten für die vielen benötigten Funkstandorte?“
Ganz klar, nach der Diskussion in Prag mit der Vertreterin von sigfox, siehe auch CMA-Summit Prag und der Diskussion in Mailand wird das Thema noch eine Weile auf der Tagesordnung bleiben. Über TPL aus Südwestfrankreich geht das Gerücht um, man verfüge bereits über dual-mode-Pager mit POCSAG und sigfox. Nur mit dem Netz sei das noch ein Problem ...
Anders als vielleicht jetzt der Eindruck entstanden ist: Die Diskussion war recht konstruktiv und man hat schon Lust, die Medien Paging und LPWAN sich gegenseitig ergänzen zu lassen. Nur, es sollte erstmal ein LPWAN-Netz da sein.
Dietmar Gollnick
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