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Impressionen von der 7. Fachtagung des KKI e.V.

Geschrieben von Lutz Steinau | 6.6.2016

Die in dem Techno-Thriller „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg beschrieben Ereignisse während eines großflächigen Stromausfalls im Europa der näheren Zukunft ziehen sich wie ein unsichtbarer roter Faden durch die Beiträge, Diskussionen und Gespräche auf der 7. Fachtagung des KKI e.V. am 27.05.2016.

Die Vorträge und Gespräche drehten sich immer wieder darum, wie man den Folgen von Großschadensereignissen begegnen kann, um die Schäden für Leib und Leben der Bevölkerung sowie für die materiellen Werte der Gesellschaft insgesamt so gering wie möglich zu halten. Dabei tritt ein regelrechter Paradigmenwechsel bei der Betrachtung von Katastrophen und Großschadensereignissen zu Tage. Die Abkehr vom Begriff der „Eintrittswahrscheinlichkeit“ von Katastrophen zur „Plausibilität“ solcher Ereignisse. Die Frage lautet nun: Kann ein bestimmtes Ereignis eintreten? Das gilt für alle Kategorien von Naturkatastrophen, technischen Katastrophen und Epidemien. Wird diese Frage von den zuständigen Fachleuten jeweils mit ja beantwortet, muss an Notfallplänen gearbeitet werden.

Am Beispiel eines großflächigen Stromausfalls wurde in den Vorträgen über Modernes Katastrophenmanagement und konkrete Katastrophenschutzübungen in Berlin berichtet.

Für kritische Infrastrukturen gilt die Vorgabe, für 72 Stunden eine Notstromversorgung zu sichern. Das ist die Zeit, bis zu der die Energieversorger der Überzeugung sind, die Stromnetze wieder hochfahren zu können. Das erfordert im Vorfeld die genaue Analyse der Notstromkapazitäten, wie die Minimalversorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und Lebensmittel und die Treibstoffversorgung sichergestellt werden können.

Als wichtigste Voraussetzung zur Lösung dieser Aufgaben wurde in allen Beiträgen und Diskussionen hervorgehoben, dass alle Beteiligten, die zuständigen Behörden als Koordinator, die Betreiber kritischer Infrastrukturen, die Hilfskräfte und die Unternehmen, die Transport- und Notromkapazitäten bereitstellen, zusammenkommen und das Zusammenwirken im Katastrophenfall festlegen sollen.

Die Beteiligten müssen sich gegenseitig kennen und über ihre jeweiligen technischen und organisatorischen Fähigkeiten informiert sein.

Für gewisse Irritation sorgte im Zusammenhang mit dem Beitrag von Frau Dr. Julia Mayer vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Tatsache, dass die Umsetzung und Organisation des Katastrophenschutzes Sache der Bundesländer ist. Das BBK hat im Katastrophenfall keine länderübergreifende, steuernde Funktion. Diese Tatsache ist leider gesetzlich so festgelegt. So wird es möglicherweise weiter die Situation geben, dass sich bei Hochwasser die Hilfskräfte in dem einen Bundesland gegenseitig auf den Füßen stehen und im Nachbarland zu wenig Helfer vor Ort sind. Hervorgehoben wurde an dieser Stelle die Eigenverantwortung der Bevölkerung für ihren Selbstschutz und die Rolle sozialer Medien für die Organisation ungebundener Hilfskräfte.

Das war auch ein Schwerpunkt im Beitrag zur Katastrophenschutzwoche im Berlin.
- Stärkung der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung
- Übung von potenziellen Schadensereignissen
- Austausch von Fähigkeiten aller Beteiligten
- Information über die App KATWARN Organisation der Kraftstoffversorgung (Tanklager, passender Rohre und Adapter, usw.)

Die abschließende Podiumsdiskussion zu angstfreier Kommunikation in der Krisenprävention legte noch einmal den Finger in die Wunde: Die gefühlte Katastrophenarmut in Deutschland lässt die Menschen unaufmerksam und nachlässig werden. Für ein paar Tage sollte jeder Haushalt Trinkwasser, Lebensmittel und Hygieneartikel im Haus haben. Herr Albrecht Broemme rät, dass Wein lange haltbar ist und dann immer noch gut schmeckt. Was man bei Wasser nicht so beobachten kann. ;-)

Visitenkarten sollten nicht erst auf den Trümmerfeldern ausgetauscht werden. Die Akteure beim Katastrophenschutz müssen sich kennen. Die Netzwerke zwischen den Menschen müssen rechtzeitig geknüpft und gefestigt werden. Das Zusammenwirken muss geübt werden. Nur dabei kann rechtzeitig festgestellt werden, was fehlt und was nicht passt.

Viele gute Lehren und Schlussfolgerungen, die alle Beteiligten mit an ihre Wirkungsorte zurück nehmen konnten.

Lutz Steinau